Die Geschichte der 2 verschollenen Weidner Condor 70S

Alter Vogel, neue Federn:  Der Condor

Seit 1950 stolpert man im Stuttgarter Stadtverkehr bisweilen über einen porscheähnlichen Miniatursportwagen, dessen Markenzeichen, eine Schiffsschraube vor einem Autoreifen, auf seinen Urheber deutet: Hans Trippel, rühmlich bekannt als Schöpfer des Trippel-Schwimmwagens, weniger rühmlich durch seine kriegerische Aktivität im Bugattiwerk. Sein Sportwägelchen erregte zunächst einiges Aufsehen, denn die Ankündigung eines Horex-Motors mit eingebautem Zündapp-Triebwerk – ein luftgekühlter 600 ccm-Viertakt-Boxermotor, wahlweise mit 18,5 und 26 PS – förderte erste Hoffnungen auf eine Ablösung des Motorrades durch ein ähnlich temperamentvolles Gefährt. Der Trippel-Wagen enttäuschte jedoch voreiliges Vertrauen auf den immer wieder versprochenen Serienbeginn, und sein andauerndes Erscheinen auf Ausstellungen wurde bald nur noch als Kuriosum registriert, zumal sich die Erkenntnis herumsprach, dass ein derartiges Auto sehr teuer sein müsste. Immerhin wuchs der zunächst winzige Wagen mit den Jahren ein wenig, er bekam 1954 statt der Stahlblechkarosserie eine Kunststoffkarosserie auf Blechboden, und man nahm recht voluminöse Motoren in Aussicht, so den 850 ccm-Panhard mit wahlweise 42 und 52 PS. Nachdem es um diese letzte, unter dem Namen Marathon auf dem Pariser Solon 1954 vorgestellte Version auch wieder still geworden war, tauchte der Wagen zwar gelegentlich in Zeitungsnotizen auf -nun mit einem 750 ccm-Dreizylinder-Zweitaktmotor -, aber außer Herrn Trippel glaubte wohl niemand, dass noch ein ernsthafter Lizenz-Interessent anbeißen würde.

Nun sitzt aber doch wieder einer an der Angel: Das Fahrzeugwerk ‚Weidner OHG in Schwäbisch Hall, ein wohlrenommierter und vielseitiger Betrieb -· Anhänger, Lastwagen-Aufbauten, Ackerwagen und ähnliches u. a. -hat den Mut, den Trippel-Wagen in etwas überarbeiteter Form in Serie zu nehmen. Wobei sich der Mut nicht so sehr auf den Wagen bezieht als auf die geplante Stückzahl von 400 Wagen monatlich und den angesetzten Preis: er soll .in der 7000er-Grenze liegen!“ Damit mag der Condor, wenn man so will, mit seinem 32 PS-Heinkel-Dreizylinder-Zweitaktmotor (677 ccm) der „billigste Sportwagen auf dem Markt“ sein, ob er für wenig über 7000 DM bekommt man das Goliath 1100-Coupe mit 55 PS, einen Fiat l l 00 TV mit 50 PS und in der Klasse bis 750 ccm immerhin einen Fiat 600 mit 750 ccm-Abart-Motor und 41,5 PS. Man mag sich diesen schnellen Autos gegenüber einen Erfolg von der sportlichen Form des Condor versprechen, muss jedoch auch den Markt der gebrauchten Porsche einrechnen -ganz abgesehen von Karmann-Ghias für neu 7500 DM und andererseits 20 PS-Goggomobil-Coupes für knapp 4000 DM. Allein diese Zahlen dürften illustrieren, dass sich der neue Typ gewichtigen Konkurrenten mit großen Namen und eingeführten Kundendienst gegenübersieht und dass ihn sein Preis notwendigerweise von jener vielleicht ergiebigen Käuferschicht trennt, die noch einem schnellen Wagen sportlichen Aussehens sucht, ober finanziell an den Rahmen der Kleinwagenklassen gebunden ist. Zudem wird sich der Condor mit dem Problem herumzuschlagen haben, dass man ihn noch Ansehen und Hubraum als Kleinwagen einstufen wird, während sein Preis ihn in die oberen Regionen der Mittelklasse versetzt. So bleibt als Chance der Export.

Muss man hier den Optimismus des Herstellers bewundernd zur Kenntnis nehmen, so stellten wir andererseits fest, dass die Fertigung jedenfalls mit einiger Großzügigkeit in Angriff genommen wird. Wir hatten Gelegenheit, die neuerrichtete Werkhalle zu betrachten, und wenn auch die Pressemitteilung, die Produktion habe bereits im Oktober begonnen, sich als recht übertrieben herausstellte, so trafen wir doch auf eine Atmosphäre schwäbischer Tüchtigkeit, die jedenfalls für die Arbeitsqualität Gutes hoffen lässt. Es ist nicht leicht, aus einem ohnehin vielbeschäftigten 300 Mann-Betrieb eine Automobilfabrik zu machen, ober man muss dazu wenigstens viel Glück wünschen.

Über den Stand der Planungen eines Kundendienstnetzes konnten wir noch nichts in Erfahrung bringen.

Download PDF des Artikels aus der Auto Motor Sport von 1957

Dr. Paul Simsa

aus der Auto Motor Sport von ca. 1957

Die letzten 2 Weidner werden überführt

weidner-condor-altes-nummernschildNach knapp 30 Jahren Standzeit in dunklen Garagen sehen die beiden WEIDNER erstmals wieder Tageslicht in Deutschland. Zuvor waren sie in Holland zugelassen, um in Italien von einem Oldtimerprofi entdeckt zu werden.

 

Angefangen hat alles mit einem Anruf

Im März 2015 bekam der jetzige Eigentümer einen Anruf von Jochen L., der behauptete eine Fernsehsendung gesehen zu haben in der ein Autohersteller namens WEIDNER aus der Nähe von Stuttgart gleichnamige Automobile in den Jahren 1957 und 1958 gebaut haben soll.

zeitungsartikel-weidner-Condor-swrDie historische Chance ein Automobil mit dem selben Namen des Eigentümers zu besitzen, wurde unverzüglich in Angriff genommen. Mit Erfolg!

Familienhistoriker sind beauftragt, eventuelle verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Firmengründern herauszufinden.